neschholz

Chronik der Gemeinde Neschholz, Aufzeichnungen aus zwei Jahrhunderten, Schulchronik, Teil 1

, 1995 In der alten Schule, die nun als Gemeindebüro und Gemeinschaftsraum in Neschholz genutzt wird, lagerten einige alte Akten, die den Gemeindevertretern wichtig erschienen. In einer Beratung zum Material legten wir gemeinsam fest, dass ein erster Teil der Ortschronik erscheinen soll. Zunächst waren die alten Handschriften zu entziffern und die Schulchronik, die Lehrer Wilhelm Paul Budach von 1879 bis 1921 führte und Lehrer Wilhelm Götze von 1921 bis 1945 fortsetzte in den PC zu schreiben.
Das war und ist eine Kostbarkeit, die die DDR-Zeit nur überstand, weil sie Lehrer Götze dem Wassermüller übergeben hatte mit der Bitte, sie zu verstecken, bis man sie wieder zeigen kann. Hier wurden nicht - wie befohlen - die Seiten von 1933 bis 1945 entfernt.
Erinnerungsberichte, Zeitungsartikel u.a. Material ergänzte diesen ersten Teil.
Inhalt
1. Schulchronik des Lehrers Wilhelm Paul Budach (1879 bis 1921)
2. Schulchronik des Lehrers Wilhelm Götze (1921 bis 1945)
3. Früher war alles ganz anders - Schule und Kindergarten (1945 bis 1995)
4. Zu den Namen Neschholz - Wühlmühle - Plane
5. Flurnamen innerhalb der Ortsgrenzen von Neschholz (Wilhelm Götze, 1929)
6. Heimatliche Landesaufnahme Kurmark (Wilhelm Götze, 1938)
7. Aus dem "Historischen Ortslexikon" zur Besiedlung, Wirtschafts- und Sozialstruktur
8. Und wie die Alten sungen - Aberglauben und Brauchtum
Aus dem ersten Kapitel der Neschholzer Schulchronik des Lehrers Wilhelm Paul Budach (1879 bis 1921)
"Über 44 Jahre durfte ich im Schul- und Kirchenamte tätig sein und davon über 42 Jahre in Neschholz."
Aus der handschriftlichen Chronik des Lehrers Wilhelm Paul Budach (geb. 1856)

Die Errichtung der Schulstelle

Bis zum Jahre 1878 war Neschholz mit Lüsse und Kuhlowitz vereinigt, die Kinder der drei Orte besuchten die Lüsser Schule. Im Jahre 1878 trennte sich Neschholz von den genannten Gemeinden und errichtete selbständig eine Schulstelle. Der Bau des Hauses war im Herbst vollendet, konnte aber noch nicht von einem Lehrer bezogen werden, weil es an Regelungen für den Abzweig vom Mutterdorf Lüsse fehlte. Endlich am 1. Januar 1879 wurde ich auf Wunsch der Gemeinde und nach Genehmigung einer Königlichen Hochlöblichen Regierung als erster Stelleninhaber und Lehrer hierselbst ernannt und am 3. Januar von Herrn Pastor Schumann zu Lüsse eingeführt, womit zu gleicher Zeit die Einweihung des Schulhauses verbunden war.

Die Einweihung des Schulhauses

Nachmittags zwei Uhr versammelten sich vor dem Schulzengehöft und im Schulzenhause die Gemeinde, die Schuljugend, die Gäste, und zwar Herr Maurermeister Köhler und Herr Zimmermeister Strüber von Niemegk, die Baumeister des neuen Schulhauses, Herr Kreissekretär Lange aus Belzig, Herr Lehrer Wetzel aus Mörz und mein Vater, der zur Zeit Lehrer in Baitz war. Unter Glockengeläut und mit Musikbegleitung wurden sodann auf dem Wege vom Schulzengehöft nach der Schule die ersten drei Verse von dem Liede "Ach bleib mit deiner Gnade ..." gesungen. Die Teilnehmer waren zu je zweien geordnet, voran gingen die Schuljugend, Herr Pastor Schumann, Lehrer und Schulvorstände, Baumeister Köhler übergab vor dem Schulhause den Schlüssel dem Herrn Ortsvorsteher Dehne und dieser dem Herrn Pfarrer Schumann, der nach kurzer Ansprache die Türe öffnete und in die Klasse ging. Kinder und Lehrer folgten, sodann auch die Gäste und Gemeindemitglieder. Nachdem alle Platz genommen hatten, folgten die Einweihungsrede und die Einführung des Lehrers. Der Herr Pastor Schumann richtete sehr ergreifende Worte an mich und schloss mit der Vereidigung. Nachdem auch ich noch einige Worte an die Gemeinde und an die Kinder gerichtet hatte, wurde mit den beiden letzten Versen des Liedes "Ach bleib mit deiner Gnade" geschlossen.
Anschließend versammelten sich Gäste, Hausväter und Hausmütter zu einem gemeinschaftlichen Festmahle beim Herrn Schulzen Dehne, worauf dann noch ein mehrstündiges fröhliches Beisammensein folgte.
Der Veranlasser dieser Feier, welche bei jedem Teilnehmer gewiss noch lange in Erinnerung bleiben wird, war der Herr Pastor Schumann aus Lüsse, welcher als hochgeschätzter Hirte der Gemeinde bei Kind und Kindeskindern sich dadurch ein bleibendes Andenken erworben hat. Ferner hat sich aber auch die Gemeinde einen Gedenkstein gesetzt, denn mit großer Freudigkeit brachte sie die nicht geringen Opfer, welche diese Festlichkeit forderte.
Zu Schulvorstehern wurden der Herr Ortsvorsteher Dehne und der Halbhüfner Carl Zimmermann gewählt. Das Einkommen der Lehrerstelle Es betrug laut Verfügung der Königlichen Hochlöblichen Regierung vom 23. Dezember 1878
nun 810 M und 36 Pf. (jährlich) und zwar
1. Land- und Wiesenvertrag .... 234 M
2. Roggenrente ... 220 M ... 26 Pf.
3. Schulgeld ... 116 M
4. Gemeindezulage ... 235 M
5. Verschiedene Einnahmen
... a. 1 1/2 Schock Eier .... 4 M .... 50 Pf.
b. Häusler ... 60 Pf.
Schon im Januar 1889 veränderte ein Schreiben der Königlichen Regierung No. 591 das jährliche Einkommen des Lehrers:
Landertrag ... 234,00 M
Roggenrente ... 228,00 M
Zinsen ... 0,50 M
Accidentien ... 6,00 M
Gemeindezulage ... 32,00 M
Staatsbeitrag auf Grund ... 400,00 M
des Gesetzes vom14.6.1888
Summe ........ 900,00 M
Die Leitung der Küstergeschäfte behielt der Lehrer Lehmann zu Lüsse bis zum 1. Oktober des Jahres 1881 bei; vom genannten Tage ab aber wurden mir dieselben zuerteilt. Das Einkommen der Küsterei wurde auf 90 M berechnet, und zwar 30 M Stolgebühren und einen Gemeindezuschuss von 60 M. Der Gemeindezuschuss wurde aber bis zur Emeritierung des Lehrers Lehmann auf 30 M beschränkt. Die Kirchenprobe erfolgte am 13. November 1881 und kurz darauf auch die Einführung.