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Mützdorf

Rolf Ansorge - Neubürger in Mützdorf

Als der Autor dieser Chronik 1978 auf der Suche nach einem Erholungsgrundstück war, fand er, zusammen mit Gleichinteressierten, freundliche Aufnahme in der Gemeinde Mützdorf. Nach Jahren der Zugehörigkeit als "Bungalow-Mützdorfer" zur Dorfgemeinschaft wuchs auch das Interesse an der Geschichte dieser kleinen Fläminggemeinde, die ersten eigenen heimatkundlichen Beiträge fanden öffentliches Interesse und daraus entstand allmählich eine Ortschronik. Viele Mützdorfer Einwohner haben durch Schilderung ihrer Erinnerungen und die Überlassung von Fotografien vergangener Tage zu dieser Chronik beigetragen. Sehr wertvoll waren die Materialien, die von Edeltraud Sprock im Rahmen einer von Oktober 2000 bis Januar 2002 dauernden Arbeitsbeschaffungsmaßnahme aus den Archiven zusammengetragen wurden und die sie dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat. Dank gebührt auch Helga lKästner aus Belzig für viele Hinweise, Anregungen und Unterstützung, nicht zuletzt aber auch meiner lieben Frau Helga für ihr Verständnis und ihre Hilfe.
Die vorliegende Chronik der Gemeinde Mützdorf endet mit dem Jahr 2000. Möge in nicht allzu ferner Zukunft ein Chronist die Ereignisse der kommenden Jahre aufschreiben: quo vadis, Mützdorf? Dessau und Mützdorf im Sommer 2002

Inhalt

Von den Anfängen der Besiedelung zur Dorfgemeinschaft

Lage und Name des Ortes
Vor vielen Jahrtausenden - die Landschaft um Mützdorf entsteht
Die frühgeschichtliche Besiedlung
Flämische Siedler gründen Müsselitz
Dorfgeschichte im Überblick nach dem Historischen Ortslexikon
Die .Dorfgemeinschaft und ihre Verwaltung
Das mittelalterliche Dorf
Der Wiederaufbau des Dorfes um 1575
Der 2. Wiederaufbau des Dorfes nach dem 30-jährigen Krieg
Die Zeit nach 1945
Die Kirchen zu Mützdorf
Die alte Dorfkirche
Der Bau der neuen Kirche
Die neue Kirche
Pastoren und Küster
Die Schule
Schullehrer und Schulunterricht
Der Erntekindergarten
Die Gestalt des Dorfes und sein Umland
Die Gemarkung des Dorfes
Die bauliche Entwicklung des Dorfes
Die Geschichte der Häuser und Gehöfte
Teil 1: Die bebauten Grundstücke
Teil II: Die heute unbebauten Grundstücke
Die Siedlung
Das Kriegerdenkmal
Der Friedhof
Der Dorfteich
Wege, Straßen und Verkehr
Flur- und Forstnamen in der Umgebung von Mützdorf
Handel, Handwerk und Gewerbe
Frondienste, Abgaben und Steuern
Handel und Versorgung
Hausschlachtungen
Händler und Handelsmänner
Kolonialwarenladen und Dorfkonsum
Der Dorfkrug und seine Gastwirte
Korbmacher
Gewerbe in Mützdorf
Fläming-Farm e. G.
Firma Wasserpflanzenzucht Winfried Herrmann
Firma Ökon-Vegetationstechnik GmbH
Dörfliche Lebensweisen
Vom Spritzenverband zur Freiwilligen Feuerwehr
Mützdorf im Ersten Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg erreicht Mützdorf
Von der dörflichen Hausmedizin zum Landambulatorium
Nachtwächter
Beleuchtung und Stromversorgung
Ziehbrunnen auf dem "Balkan" im Hohen Fläming
Zeitung, Post und Telefon - neueste Nachrichten für Mützdorf
Brotbacken im alten Mützdorf
Die Klemmkucheneisen
Mützdorf feiert seine 600-jährige Ersterwähnung
Mützdorf wird Naturparkgemeinde
Der dritte Europäische Tag der Parke in Mützdorf
Dörfliches Brauchtum und Freizeitgestaltung
Vereine, Veranstaltungen und Organisationen
Vereine und Veranstaltungen
Organisationen
Fastnachten in Mützdorf
Von Oster- und Herbstfeuern
Das Pfingstfest
Weihnachten
Waldwanderungen
Der Landfilm kommt
Seniorentreffen
Landwirtschaft und Wald
Der Ackerbau der slawischen Siedler
Landwirtschaft in früherer Zeit
Die Entwicklung der Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg
Schutzbezirk Mützdorf im Königlichen Forst Dippmannsdorf
Die Waldnutzung im 19. Jahrhundert
Jäger und Jagd
Harzgewinnung
Erläuterungen zu Begriffen, alten Maßen und Gewichten
Quellennachweis
Sachwortverzeichnis
Anhang
Karte 1: Mützdorf und seine Umgehung 1842
Karte 2: Ortslageplan Mützdorf um 1700
Karte 3: Ortslageplan Mützdorf vor 1880
Karte 4: Ortslageplan Mützdorf um 2000
Die Häuser des Dorfes im Jahre 2000

Aus dem Historischen Ortslexikon

Jeder Chronist, der für sein Dorf zu sammeln beginnt, liest zunächst, was unser Landeshauptarchiv 1972 über den Ort zusammengetragen hat.

Mützdorf

Die Siedlung wird als Gassendorf bezeichnet. Auf dem Urmeßtischblatt 2173 von 1842 ist es verzeichnet. Etwa 250 m westlich vom Ort ist der Flurname "Blache Heide" erwähnt. Es könne Blacken Heide heißen und eventuell eine alte Dorfstelle sein, die als Wüstung sich im Namen erhalten hat. Nach eine Akte des Weimarer Staatsarchivs ist 1388 Musselicz erwähnt. Der Name gab den Chronisten Rätsel auf. Wenn dieser Beleg einen alten Namen richtig wiedergibt, handelt es sich um einen slawischen Ortsnamen, der als "Myslici "Siedlung, wo Leute eines Mysl wohnen" zu erklären wäre. Der slawische Ortsname wäre dann entweder zu dem deutschen Ortsnamen umgestaltet worden oder es gab von vornherein neben der slawischen auch eine deutsche Namensform Myslesdorp. angesichts des einzigen späten Belegs musselitz sind solche Erwägungen jedoch spekulativ. Wenn die Belege ab 1426 einen alten Namen wiedergeben, liegt im ersten Glied ein deutscher Personenname Muotfried oder ähnlich vor. (nach Reinhard E. Fischer, in: Rund um Belzig, 1997)
1426 wird Mutzdorf deserta (zerstört) in einem Dokument erwähnt, auch um 1500 wird vom wusten Mustorff , dann wieder mutzdorff, 1527 Mustorff, 1591 Mützdorf gesprochen.
Um 1575 war das Dorf wieder aufgebaut. Es hat vermutlich lange wüst gelegen.
Nach dem Gericht gehörte Mützdorf bis 1849 zu Belzig, 1849-1878 nach Niemegk und dann wieder nach Belzig.
Herrschaftszugehörigkeit vor 1388 bis 1526 von Preußnitz, 1526 bis 1577 hat von Brück hier das Sagen, von 1577 bis 1872 übte das Amt Belzig-Rabenstein hier die Herrschaft über Dorf, Gericht und Patronat aus.
Einzelne Angaben in Dokumenten belegen, daß es 1506 ein Einwohner von Grubo das Gut zu Mützdorf von Preußnitz als Lehen erhalten hat, drei weitere Einwohner bezahlen Zinsen von der wüsten Dorfstätte zu Mützdorf.
1575 wird ein neues Dorf erwähnt, das ein Hüfner und 8 Kossäten bewohnen 1591 werden 10 "besessene Mann" erwähnt, allerdings mit dem Zusatz "sind eitel Gärtner), d.h. sie haben nur wenig Land. Ein Richter hat eine Erb- und eine Laßhufe. Er hat ein "walzendes" Gut und muß gleich den anderen Bauern dienen, 8 von den "besessenen Mann" haben je eine Laßhufe und der Schmied besitzt ein Häuslein und einen Garten.
1640 wird in einer Erhebung nach dem Einfall der Schweden im 30jährigen Krieg (besonders im Jahre 1636) vermerkt: Ort steht öde und wüst. Andere Orte der Umgebung werden 1661 und 1676 in einer Beschreibung erwähnt, aber Mützdorf nicht. Es liegt vermutlich noch immer wüst.
Erst 1682 wird ein Einwohner und ein Schulze erwähnt mit 1 Erb- und 1 Laßhufe (noch "verpuscht", also ungerodet) erwähnt. Alle anderen Stellen liegen noch immer wüst
1701 werden wieder mehrere Besitzer genannt: Schulze, 8 Einlaßhüfner, davon haben 2 Haus und Hof, ein Häusler, ein Hirte. 1743 ist der Schulze schon ein Zweihüfner, außerdem gibt es 8 Einhüfner, 3 Gärtner, 4 Häusler.
1777 gibt es 17 Besitzer, darunter 9 Halbhüfner, 8 Häusler, 1 Katechetenhaus und 1 Hirtenhaus