Chronik
erarbeitet von
Rosalinde Rennebarth
Herausgeber: Gemeinde Kranepuhl im Jahre 2000
Redaktion: Helga Kästner und Rosalinde Rennebarth
Fotografische Gestaltung: Günter Kästner, unter Verwendung von Originalfotos und Reproduktionen von Einwohnern der Gemeinde und ehemaligen Kranepuhlern
Inhalt
Von den Anfängen der Besiedlung
Ersterwähnungen
Kranepuhl im Historischen Ortslexikon
Das Dorf leistet Abgaben an das Belziger Hospital
Der Deutsche Ritterorden erhält Dahnsdorf
Kirchenvisitationen, von Luther angeordnet
Nach dem Dreißigjährigen Krieg
Die Kirche von Kranepuhl
Über die Verwaltung - Lehnschulzen, Bürgermeister u.a.
Festrede der Bürgermeisterin 1986
Die Schule zu Kranepuhl
Die Schulchronik
Aus dem Kriegstagebuch der Stützpunktkommandantur Belzig
Unsere Gemeinde nach Kriegsende
Eintragungen in der Schulchronik nach Kriegsende
Flüchtlinge suchten Unterkunft im Dorf
Ein Brief von einer ehemaligen Flüchtlingsfrau aus Kranepuhl
Erika Haberland geb. Wesolowski erinnert sich
Lia Fink, die erste Lehrerin nach dem Kriege
Die Bodenreform erlebt
Separation und Landwirtschaft
Aus den Akten der Archive
Die Sage
Aus Zeitungsartikeln
Landwirtschaft nach 1900
S. Wachsmuth: Entwicklung der Landwirtschaft
Karl Köppen: Bäuerlicher Privatwald vor 1945
Zur Lebensweise auf unserem Dorf
Gesundheitliche Betreuung
Öffentliche Stromversorgung
Handel und Versorgung
Der Erntekindergarten
Posthilfsstelle und die Öffentliche
Vereine
Brände - Brandbekämpfung - Freiwillige Feuerwehr
Der Nachtwächter
Handwerk und Berufe
Der Hausschlächter
Das Schmiedehandwerk
Handwerk und Handel nach dem 2. Weltkrieg
Brauchtum in unserem Dorf
Grenzzug zwischen Kranepuhl und Buchholz
Hahnreiten und Hammelauskegeln
Fastnachten in Kranepuhl
Pfingstbräuche
Osterbräuche
Geschenke der Paten
Hochzeitssitten
Große Wäsche auf dem Fläming
Begräbnisse
Die dörfliche Bauweise
Aus Akten der Archive entnommen
Wolfgang Beelitz: Das traditionelle Bauernhaus in Kranepuhl
Gemeinde Kranepuhl
Von den Anfängen der Besiedlung
Ersterwähnungen
Unser Dorf Kranepuhl hat die Chronisten der Vergangenheit sehr interessiert. Oskar Brachwitz schreibt in der „Zauche- und Fläming-Heimat 1938: „Wie Urnenfunde beweisen, siedelten schon um die Zeitenwende hier Germanen. Besonders schön sind die Scherbenreste einer Urne mit Verzierungen in Rädchentechnik, die der Zeit um 200 bis 300 Jahre nach der Zeitrechnung angehört.
Nach 1150 kamen Kolonisten von westlich der Elbe und gründeten vermutlich dieses Bauerndorf. Der Ortsname ist verkürzt Siedlung am Kranichpfuhl." (Eine andere Deutung verweist auf „Kraene Poel" bei Bellem in Belgien / Oost-Vlanderen. s. Fischer, S. 63).
Wer der Gründer und ursprüngliche Besitzer des Dorfes gewesen ist, wissen wir nicht. 1236 wird in einer Urkunde Helmwicus de Cranepule (Zeuge in Belzig) genannt. Das ist die erste Erwähnung unseres Ortes.
„Im Jahre 1304 taucht der Ortsname in einer Urkunde als ville in Cranepuhl (Dorf) auf. In jenem Jahre verkaufte die Äbtissin des Klosters Plötzky dem Deutschen Ritterorden in Dahnsdorf eine jährliche Getreidepacht in dem Dorfe "Cranepul". Die Pacht betrug jährlich 30 Solidi und 3 Denare. Der Ritterorden zahlte dafür 3 Mark Stendalscher Münze, das sind 85 Schillinge." (ZFH, 9/1938).
„Wenige Jahre später, nämlich 1311, wurde über Kranepuhl eine neue Urkunde ausgestellt. Herzog Rudolf von Sachsen schenkte in diesem Jahre der dortigen Kirche einen Hof. Daraus geht hervor, dass 1311 Kranepuhl bereits eine Kirche besaß. Nach der Urkunde sollte der Priester diesen Hof dauernd inne haben mit jedem Recht und Nießnutz. Von dem Hof erhielten bisher die Burgvögte in Belzig, Theodorich und Johannes, den Fleischzehnten. Nun schenkte der Herzog den Fleischzehnten der Kirche zu Kranepuhl.
Wie aus einer Urkunde des Jahres 1326 hervorgeht, war der Hof eigentlich dem Ritterorden übereignet worden, der ihm dem Pfarrer zur Erhöhung des Einkommens übergeben hatte. Zu dem Hof gehörten drei Hufen, die in der Gemarkung zu Kranepuhl lagen.
In der Nähe von Kranepuhl befindet sich eine ganze Reihe untergegangener Dörfer, die schon 1383 nachweislich wüst waren, aber deren Äcker zum Teil von Kranepuhlern genutzt wurden. Darum wurden 1383 bei der Stiftung des Hospitals "Zum Heiligen Geist" in Belzig verschiedene Abgaben aus Kranepuhl überwiesen, die von den wüsten Marken Mehlsdorf und Zernsdorf (auch Zehnsdorf, schon 1383 als wüste Feldmark bezeugt) geleistet werden mussten.
Den Zehnten, d.h. die Abgabe des zehnten Teiles an Getreide und Fleisch hatte die Komturei des Ritterordens an sich gebracht. Um 1530 war diese Leistung schon in eine Geldabgabe umgewandelt. Den Flachszehnten erhielt der Prediger in Dahnsdorf."
(Aus: ZFH, 9/ 1938, leicht gekürzt).
Im Historischen Ortslexikon wird unter Herrschaftzugehörigkeit genannt:
1. Bis 1552 Vogtei (später Pflege und Amt Belzig, dann bis 1872 das Amt Belzig-Rabenstein über Ober- und Untergericht).
2. Das Rittergut Dahnsdorf beanspruchte die Rechte auf einem Hof mit 3 Hufen 1326,
über 1 Dreihüfner und 1 Einhüfner 1538 bzw. 2 Hüfner und 1 Häusler 1837.
3. Herrenrechte besaß der Niemegker Adlige von Preußnitz bis 1526, dann bis 1554 der Adlige von Brück (Rittergut Niemegk) über Hebungen von 3 Höfen (1506) bzw. über einen Hof (1591) bzw. 2 Herrenrechte (1388, 1526). (s. HOB, S.199)
Einwohnerzahl und Wirtschaftsverhältnisse
1530 hatte Kranepuhl 7 Hüfner und 3 Kossäten. Innerhalb der nächsten 100 Jahre hatten sich noch drei Besitzer angebaut, so dass bei Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 13 Haushaltungen vorhanden waren. Durch den Krieg gingen die Wirtschaften ein, „aus Armut der Leute", hieß es in einem Bericht, was wahrscheinlich auch stimmt. 1640 liegen von acht Hüfnerstellen sechs wüst, von den vier landärmeren Hofbesitzern lagen drei wüst und auch die Hirtenstelle wird als wüst bezeichnet. (HOB, S. 199/200).
1818 zählte man in Kranepuhl 12 Häuser, in denen 70 Einwohner lebten. Die Flur umfasste 41 ˝ Hufen. Zwei Bauernhöfe gehörten zur Komturei Dahnsdorf. 1837 wurden 19 Wohnhäuser vermerkt. 1861 hat das Dorf 123 Einwohner, 18 Wohnhäuser, 21 Ehen, 2272 Morgen Acker, 179 Morgen Wiese, 491 Morgen Wald, 38 Pferde, 108 Stück Rindvieh, 793 Schafe. 1877 gab es nur noch 45 Pferde und 87 Stück Rindvieh.
Angaben aus den vorhandenen ältesten Schriftstücken enthält das Historische Ortslexikon.
Geschichte der jetzigen Häuser und Gebäude