fredersdorf1

Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Fredersdorf, Teil 1, Schulchronik,

1996
Fünfzig Jahre im Amt - Kantor Stier
Kantor Stier feierte in Fredersdorf 1912 sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum, ging 1913 in den Ruhestand und lebte bis zu seinem Tode 1921 in Fredersdorf. 41 Jahre war er in Fredersdorf Lehrer. Als erstes kümmerte er sich um den Bau der Schule (heute Kindergarten und Wohnhaus) neben der Kirche.
Rudolf Koppehl Lehrer seit 1913
Er übernahm die Schulstelle 1913 und führte die Chronik mit einigen Unterbrechungen bis 1945 weiter. Er wurde am 1. Oktober 1945 in den Ruhestand versetzt, gab aber auch danach noch hin und wieder Vertretungsstunden. Auch nach ihm führten Lehrer die Schulchronik bis 1949 weiter.
Es folgen Notizen aus Zeitungsberichten zur Fredersdorfer Schulgeschichte und Lehrerberichte.
Auflösung der Schule in Fredersdorf
Die Schule im Schloss wurde 1985 aufgelöst, die Fredersdorfer Schüler besuchten fortan die Schule in Dippmannsdorf, ab 1991 dann ab Klasse 7 in Belzig. Ins Gutshaus zog 1985 die Station Junger Naturforscher und Techniker ein. Als Schullandheim in kreislicher Verwaltung wurde die Einrichtung 1991geführt, und seit 1993 in die Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes übernommen.
Aus der Fredersdorfer Schulchronik
Kantor Stier schreibt in die Schulchronik:

Hochzeit im Schloss

Im September 1908 verlobte sich der Patron hiesiger Kirche und Schule Herr Oberst zu Diensten Freiherr Hans Matthias Albert Oppen von Huldenberg, geboren am 25. Oktober 1852, mit Fräulein Emmy Caroline Amanda Wilhelmine von Schack, geboren am 31. März 1872 in Berlin, älteste Tochter seiner Exzellenz des Generalleutnants außer Dienst, Herrn Karl Ernst Friedrich von Schack, und seiner Gemahlin Elma Laura Hedwig geborene von Borken in Hannover und verheiratete sich mit derselben am 19. November 1908.
Die Hochzeit, zu der ihm die Gemeinde einen silbernen Tafelaufsatz, bestehend aus drei Stücken im Werte zu 460 Mark schenkte, fand in der Stadt Hannover statt. Am 4. Dezember hielt Herr Oberst mit seiner Gemahlin aus Paris kommend hier seinen Einzug, zu dem ihn die ganze Gemeinde in herzlicher und sehr feierlicher Weise empfing. Vor dem Dorfe hatte der hiesige Kriegerverein mit der Fahne Aufstellung genommen und begrüßte das ankommende Paar mit lautem Hurra. Der Gemeindevorsteher A. Frohnsdorf hieß mit einigen herzlichen Worten das hohe Paar willkommen, wonach der Kriegerverein dasselbe mit Musikbegleitung, von der Belziger Stadtkapelle ausgeführt, bis zur Wohnung geleitete. Auf dem ganzen Wege dorthin bildeten die älteren Einwohner des Dorfes Spalier, während der Fecht- und der Jünglingsverein auf dem weiten Schlosshofe, die jungen Mädchen in weißen Kleidern und die Schulkinder mit den Schulfahnen unmittelbar vor dem Schlosse sich aufgestellt hatten. Auch hier wurde das hohe Paar mit lautem, vielstimmigem Hurra empfangen. Danach erklang von allen Lippen der feierliche Gesang des Chorals: "Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren", und nun trat Kantor Stier vor das neu anziehende Paar und hielt in bewegten Worten eine Ansprache, in der er dasselbe namens der Gemeinde und besonders des Kriegervereins herzlich begrüßte und die hohe Freude und innige Teilnahme der ganzen Gemeinde zum Ausdruck brachte. Mit dem Wunsche, dass es Herrn Oberst mit seiner Familie vergönnt sein möge, hier noch recht viele Jahre in bester Gesundheit, Glück und Zufriedenheit zu verleben, und dass nichts das bisherige gute Einvernehmen zwischen Gutsherrschaft und Gemeinde stören möge, schloss die Ansprache.
Hiernach sangen die Schulkinder dreistimmig das Lied "Gott grüße Dich!", worauf aus dem Kreise der Jungfrauen Luise Frohnsdorf, Tochter des Gemeindevorstehers, mit einem Blumenstrauß hervortrat und mit deutlichen Worten ein schönes Gedicht aufsagte. Zum Schluss wurde Herrn Oberst nebst Frau Baronin ein begeistertes dreimaliges Hoch von allen Anwesenden gebracht. Mit bewegten Worten dankte Herr Oberst zugleich auch im Namen seiner Gemahlin allen Versammelten für den erfreulichen, schönen Empfang und versicherte die Gemeinde seines ferneren Wohlwollens. Treue um Treue! Liebe um Liebe! Jetzt wurde der Choral: "Nun danket alle Gott!" gesungen und damit die Feier beendet.
Am Abend war im ganzen Dorfe Illumination, wie es hier noch nie vorgekommen war. Herr und Frau Oberst gingen hocherfreut durch die Straßen und richteten viele Worte des Dankes an die Bewohner. Kindtaufe im Schloss
Am 8. Dezember 1911 wurde dem Herrn Patron hiesiger Schule, Freiherr Oppen von Huldenberg von seiner hohen Gemahlin in Berlin zu seiner und unserer ganzen Gemeinde großen Freude ein Sohn geboren, dem bei seiner in Fredersdorf am 28. Februar stattgefundenen Tauffeier die Namen: Eitel Friedrich, Albert, Clemens, Hans-Karl gegeben wurden. Die Taufe war im hiesigen Schlosse. Die Namen der 12 Paten sind im hiesigen Duplicat des Kirchenbuches verzeichnet. Hier möge nur bemerkt sein, dass unter den Paten sich auch seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel-Friedrich und namens der Gemeinde der Ortsvorsteher August Frohnsdorf befanden. Kurz vor Ankunft der Gäste hatten sich vor dem Schlosse der Krieger- und Fechtverein, alle Schulkinder und ein großer Teil der Einwohner versammelt, um dadurch ihrer großen Freude Ausdruck zu geben und besonders Seine Königliche Hoheit zu begrüßen.
Nach dem Taufakt fand ein glänzendes Mahl statt, an dem alle Paten teilnahmen, außer denen auch Herr Superintendent Bree aus Belzig, Herr Pastor Trapp, der die Taufe vollzogen hatte und Kantor Stier. Am 8. Dezember 1912, am 1. Geburtstag des jungen Barons versammelten sich wiederum die ganze Gemeinde, der Krieger- und Fechtverein und alle Schüler vor dem Schlosse, um dem Geburtstagskinde und dessen hohen Eltern ihre Glückwünsche darzubringen. Es war ein imposanter Zug, als alle in Reih' und Glied mit der Belziger Stadtkapelle vor das Schloss zogen und dort Aufstellung nahmen. Nach dem Gesang des Liedes: "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren", trat der Gemeindevorsteher August Frohnsdorf vor die Rampe des Schlosses, wo sich Herr Oberst und seine Gemahlin und das Geburtstagskind mit seiner Wärterin befanden und sprach die herzlichsten Glückwünsche der Gemeinde aus. Danach sprach Herr Oberst sichtlich ergriffen seinen Dank der Gemeinde aus und wünschte, dass das herzliche Verhältnis zwischen Gut und Gemeinde auch fernerhin stets so fortbestehen möge. Hiernach spielte die Kapelle noch einzelne auserlesene Konzertstücke. Zum Schluss wurde von allen Versammelten das Lied "Nun danket alle Gott" gesungen, und dann begab sich der ganze Zug wieder mit Musik voran nach der Dorfstraße zurück und ging ein jeder zu seiner Wohnung.
Herr Oberst tätigte der Gemeinde für diese Aufmerksamkeit dadurch seinen Dank, dass er von der Kapelle des Kürassier-Regiments aus Brandenburg an der Havel ein freies Konzert auf dem Dorfplatze bei der Friedenseiche geben ließ. Abends war auch noch Tanzmusik.