1Borne

Borne von Blümel, Sternberg, Kästner: Was zog uns....

Liebe Mühlenfreunde, ein herzliches Willkommen zum Mühlenfest 2003 und zu allen kommenden. Unser Dorf ist 1227 erstmals erwähnt und hatte eine bewegte Geschichte. Darüber hat Hermann Silckenstädt 1913 eine Chronik geschrieben. 1994 veröffentlichten wir die Berichte von dem Borner Richard Sternberg und dem Bergholzer Rudolf Kühne "Die Flämingdörfer Borne und Bergholz im 20. Jahrhundert". 1999 gaben uns die Geschwister Röhr die Erlaubnis, die Erinnerungen ihres Vaters, des hier sehr geschätzten Pfarrers Rudolf Röhr, zu drucken, der 36 Jahre hier tätig war und in seinem Buch der Frage nachgeht "Warum bin ich solange im Fläming geblieben?" Ich gestehe, es ist kein einziges Exemplar dieser drei Bücher mehr erhältlich. Deshalb wollten wir Ihnen zur Freude, liebe Mühlenfreunde, eine neue Schrift anbieten. "Was zog uns nach Borne?" Neben den Antworten auf diese Frage finden Sie weitere Details zur Borner Geschichte. Eine ABM über den Arbeits- und Ausbildungsförderungsverein Belzig e.V. machte es Gisela Blümel möglich, das gesammelte Material und die Berichte der Borner Bürger in den PC zu schreiben. Helga Kästner übernahm dann in der Endphase wieder die Ergänzungen und Korrekturen, wie sie es bei über 60 in unserer Region erschienen Büchern in den letzten 10 Jahren getan hat. Günter Kästner begleitete mit dem Fotoapparat seit mehreren Jahren die Borner Höhepunkte und zeichnet für die Bildauswahl und die Scanns verantwortlich. Frank Schroeder danken wir für die furzfristige Endfertigung. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch noch eine nächste Schrift erscheint, denn es geht voran in unserem Flämingdorf. Wir freuen uns an Ihrem Interesse und begrüßen Sie gern zu unseren Festen. Allen an der Entstehung der Schrift Beteiligten ein herzliches Dankeschön und Ihnen, liebe Leser, viel Freude an unserem Flämingdorf Borne. Ihr
Werner Sternberg
Ortsteilbürgermeister


Inhalt




Was zog uns nach Borne ?
Die Bürgermeister
Die Borner Mühle
Der Bahnhof Borne
Handwerk gestern und heute
Namen der Eigentümer, Borne 1840 bis 2002
Die Kirche in Borne und ihre Pfarrer
Fahnenweihe 1902
Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges
Alte und neue Traditionen
Die Landwirtschaft
Straßenbau
Feuerwehr gestern und heute
Was sonst noch geschah
Die Währungsunion
Zahlentafel
Quellennachweis
Sachwörter

Auszug

Handwerk gestern und heute

Dorfschmiede

Im Jahre 1843 stand die Schmiede des Schmiedemeisters August Hanack mitten im Dorfe. von 1881/1882 wurde die Schmiede vom Schmied Gustav Hanack geführt. Aus wirtschaftlichen Gründen rentierte sich die Schmiede nicht mehr. Später wurde sie als Laufschmiede bezeichnet. Der Schmied Lüdicke aus Klein Glien kam dann wöchentlich für ein bis zwei Tage nach Borne, um die anfallenden Arbeiten zu verrichten. Die späteren Besitzer waren:
1888 - 1907 Schmiedemeister Herrfurth
1907 - 1953 Schmiedemeister Beuter
1953 - 1977 Schmiedemeister R. Herrfurth,
aus Altersgründen wurde das Gewerbe 1977 abgemeldet.
Stellmacherei
1909 erbaute Otto Zimmermann die Stellmacherei
1912 folgte das Wohnhaus
1909 - 1948 übte Otto Zimmermann sein Gewerbe als Stellmacher aus
1949 - 1974 übernahm Willi Zimmermann das Gewerbe, später wurde das Grundstück an Fam Grabow verkauft

Schäferei

Zwei Hirten erwähnen alte Zeugnisse schon vor 300 Jahren, damals hüteten sie das Vieh der Besitzer gemeinsam auf bestimmten Hutungsplänen. Sie holten es morgens vor den Toren ab und beaufsichtigten es den Tag über. Abends fand das Vieh den Weg meist allein nach Hause. Mit der Separation waren auch die Hirten nicht mehr notwendig, jeder Besitzer sorgte selbst für sein Vieh. Seit jeher gab es in Borne Schafe. Schäfer Wolf betreute die Schafherde der LPG. Im Jahre 1991 übernahm Thomas Wolff von der LPG die Schäferei mit ca. 800 Tieren. Von einem Privatbauern pachtete er sich 40 ha Land, 8 ha aus seinem Eigentum kamen noch hinzu. Zur Erhaltung der Schäferei errichtete er 1997 eine Halle in der Wiesenburger Str. hinter der Scheune, ehemals Werner, aus Grubo. Den Tierbestand konnte er noch vergrößern. Schafe gehören seit mehreren Jahrhunderten zu Borne. Die gesunde Borner Herde ist immer wieder beliebtes Motiv der Hobby-Fotografen, besonders wenn sie an der Mühle weiden. Arbeit hat der Schäfer genug. "Wenn die Herde gepflegt wirkt, beeindruckt das auch den Käufer", sagte Thomas Wolff auf unsere Frage, ob er Absatzprobleme habe. Wir wünschen ihm weiterhin Glück.

Bäckermeister Walter Fischer

1897 kaufte der Obermeister Gottlieb Fischer (Großvater von Walter Fischer) die Bockwindmühle in Borne. Diese führte er bis 1921, dann übernahm sein Sohn Gotllieb Fischer jun. die Mühle. 1930 im Alter von 14 Jahren begann Walter Fischer eine Lehre als Müller in der Mühlenbäckerei Wernitz in Linthe. Die Lehrzeit dauerte drei Jahre. Danach ging Walter Fischer zurück nach Borne. Im Alter von 18 Jahren wurde er als Soldat eingezogen und diente fünf Jahre. Walter Fischer übernahm dann die Mühle im Jahre 1950. Für die Familie Fischer begann eine schwere Zeit, sie standen praktisch vor dem Nichts. Neben der Mühle war ja auch noch die Landwirtschaft zu besorgen. Täglich schroteten sie rund 30 - 40 Zentner für Borne und Bergholz und wenn der Wind nicht ausreichte wurde sogar zu Hause geschrotet.
1957 erhielten sie die Genehmigung für den Bau einer Bäckerei. Zwei Jahre später eröffnete die Bäckerei. Da Walter Fischer zu diesem Zeitpunkt noch keine Meisterprüfung hatte, stellte er kurzfristig den Bäckermeister Hess ein. Im selben Jahr gab Walter Fischer die Mühle aus Unrentabilität auf. Vereinzelt schrotete er noch für einige Borner Bürger. 1960 ging er in die Nähe von Dresden, um seinen Meister zu machen. Ein halbes Jahr später kam er zurück, um seine Bäckerei selber zu führen. Den Bäckermeister Hess entließ er dann kurze Zeit später.
Für zwei Jahre stellt er Fräulein Gertrud Ortmann ein. Sie war für den Laden zuständig und half auch in der Backstube mit. Zu dieser Zeit konnte man in der Bäckerei Kekse, Reibekuchen, Brötchen, Weiß- und Schwarzbrot und zu den Feiern Fächertorte kaufen.
Zweimal wöchentlich wurden mittels Pferdewagen Brot und andere Backwaren in Bergholz verkauft. Später fuhr man mit dem Dreirad-Auto. Zu dieser Zeit konnten die Einwohner von Borne auch ihren Blechkuchen in die Bäckerei zum Abbacken bringen.
1962 kam dann Walter Fischers Frau in die Backstube. Auch sie war für den Laden und die Backstube tätig. Nebenbei führte sie auch noch die Landwirtschaft. 1968 konnte man in der Bäckerei die überall gerühmte Baisertorte kaufen. Frau Fischer erzählte mir, dass sogar eine Torte bis nach Russland ging.
In den Jahren von 1968 - 1983 arbeiteten die Fischers allein in der Bäckerei. Um sich zu entlasten, stellten sie dann für sechs Stunden Marita Hensel ein. Zur Wende im Jahr 1989 schloss die Bäckerei Fischer für ein Jahr. Zwei Jahre führten sie noch die Bäckerei weiter. 1992 übergab Walter Fischer die Bäckerei seinem Schwiegersohn Paul Herzberg und seiner Frau. Bis 1999 wurde dann neben der Bäckerei einmal wöchentlich 12 Dörfer mit Backwaren beliefert. Im selben Jahr wurde die Bäckerei geschlossen.