Helga Kästner: Belzig auf historischen Ansichtskarten. Ein historischer Stadtrundgang.
(1998)
Ein Gruß aus Belzig
"Belzig ist ein liebes altes Nest, schöner als ich glaubte."
Diese Mitteilung auf einerAnsichtskarte ging an die Familie, offensichtlich vor 60 Jahren von jemandem geschrieben, der hier zur Ausbildung war. Unterschiedliche Gründe gab es für eine Reise nach Belzig und einen Kartengruß.
Seit 1900 hielten sich über hundert Patienten ständig in der Lungenheilstätte des Berlin-Brandenburger Heilstättenvereins auf, um in der sauerstoffreichen Luft bis zu zehn, mindestens aber drei Monate, bei gutem Essen zwischen Hügeln und Quellen in der Kirchheide zu verbringen.
Nach dem Bau der Bahnstrecke Berlin-Güsten-Blankenheim 1879 kamen die Touristen in Massen, worauf sich die Gasthöfe einstellten und fleißig inserierten: Säle, Parkplätze; bestgepflegte hiesige und Münchner Biere, täglich frischer Kaffee, Wein und Gebäck, Massenlogis, Kegelbahn, Stühle im Freien und anderes mehr.
Es kamen per Bahn aber auch die Gardejäger; die hier Manöver abhielten. Manchmal hatten Soldaten auch nur Kurzaufenthalt auf dem Belziger Bahnhof und die Kanonenbahn brachte sie weiter bis zur Front in Richtung Frankreich. Bald kamen sie zurück und die Sanitätskolonne des Roten Kreuzes hatte alle Hände voll zu tun, Tragen zu bauen, um damit die Verletzten zum Krankenhaus bringen zu können. Lazarette wurden in großen Sälen und in der Heilstätte eingerichtet. So mancher Kartengruß aus Belzig war dann das erste langersehnte Lebenszeichen. Mit dem Verkauf von Ansichtskarten nahm die Sanitätskolonne so viel ein, dass sie Verbandsmaterial beschaffen konnten.
Heute sind die 60 Kopien der Ansichtskarten für die Jüngeren Mittel zum Erkunden, wie es früher einmal war, für die Älteren sind sie Anlass zum Erinnern. Immer hatten unsere Belziger Foiografen ein wachsames Auge auf die Menschen und die Entwicklung der Stadt. Namen wie Zernsdomf, Mildner; Fischer, Straubel stehen dafür. Seit 7884 hatte der Belziger Fotograf sein Atelier am Markt wie heute. Belziger Karten werden nun auf Trödelmärkten und Börsen gehandelt.
Günter Rehm, ein Berliner, dessen Mutter aus Belzig stammt, hat die Ansichtskarten seit Jahren gesammelt und einen Teil seiner Sammlung für diesen ersten Band historischer Stadtansichten zur Verfügung gestellt. Wir danken ihm. dass er uns damit behilflich war Einblicke in das Wachsen und Werden unserer Stadt zu gewinnen. Gedankt sei auch der DRK-Plauderrunde für die sachkundigen Aussagen zur Belziger Geschichte. Bei Frau Regine .Reif und Frau Hannelore Dieckmann bedanken wir uns für die freundliche redaktionelle Unterstzützung.
Mögen auch Sie, liebe Leser, an den historischen Fotos Freude haben und vergleichend entdecken, worin der Zauber Belzigs, des "lieben alten Nestes" auch heute noch besteht.
Belzig, im März 1998
Helga und Günter Kästner